Mercatores Lucis

Scientia sine arte nihil est;
ars sine scientia nihil est.
Jean Vignot (1392)
 
Die Religionen zerstreuen sich wie Nebel,
die Zarenreiche zerstören sich von selbst, aber
die Arbeiten des Gelehrten bleiben für alle Zeiten.
Das Streben nach Wissen ist die Pflicht eines jeden !
Ulugh Beg (1394-1449), SWR 20230306

Cesare Beccaria

*1738/3/15 @ I - Mailand
†1794/11/28 @ I - Mailand

« § 15 Milde der Strafen

Aus der einfachen Betrachtung der bisher auseinandergesetzten Wahrheiten geht deutlich hervor, daß die Strafe weder den Zweck hat, ein empfindendes Wesen zu quälen und zu betrüben, noch ein bereits begangenes Verbrechen ungeschehen zu machen. Kann einer politischen Körperschaft, die, weit entfernt, aus Leidenschaft zu handeln, vielmehr die ruhige Leiterin der Leidenschaften der einzelnen ist, jene unnütze Grausamkeit, das Werkzeug der Wut, des Fanatismus oder schwacher Tyrannen innewohnen? Können die Klagerufe eines Unglücklichen von der nimmer zurückkehrenden Zeit die vollbrachten Taten zurückfordern? Der Zweck ist also kein anderer, als den Verbrecher daran zu hindern, seinen Mitbürgern neuen Schaden zuzufügen und die anderen von gleichen Handlungen abzuhalten. Es verdienen also die Strafen und die Art ihrer Auferlegung den Vorzug, die unter Wahrung der Angemessenheit den lebhaftesten und nachhaltigsten Eindruck auf die Gemüter der Menschen machen und dabei dem Schuldigen möglichst geringes körperliches Leid zufügen. »


aus: Cesare Beccaria, Verbrechen und Strafen, Leipzig 1905
uni-muenster.de


 wikipedia.org
 Dei delitti e delle pene, 1764


Säkularisierung und Rationalisierung des Strafrechts

Der Aufruf zu Strafangemessenheit und weniger Grausamkeit kam nicht nur von Beccaria. Romilly stellte sich gegen willkürliche Verhängungen harter und unverhältnismäßiger Strafen, Peel forderte die dazu notwendige Säkularisierung und Rationalisierung des Strafrechts, Feuerbach machte sich für die Abschaffung der Folter stark, Pufendorf führte den Begriff der Würde des Menschen in das Strafrecht ein, und Howard erwirkte Gefängnisreformen, die die Gesundheit und Hygiene der Gefangenen berücksichtigten.

Fast alle Klassiker forderten zudem die mehr oder weniger weitgehende Abschaffung der Todesstrafe. Jedoch bezogen sich Beccaria und Co. dabei vor allem auf die oftmalige Unverhältnismäßigkeit dieser Sanktion zu ihrer Tat. Viele Menschen wurden damals für weniger schwere Straftaten exekutiert oder gar zu Unrecht getötet. Diesen Missstand wollte Beccaria bekämpfen.

... lässt sich die Bedeutung von Beccaria und der klassischen Schule (neben ihren kriminalpolitischen Einflüssen) vor allem durch ihre diversen aktuellen Rezeptionen (Rational Choice, Deterrence, Routine Activity) begründen.


soztheo.de